Spielerfiguren  – ein Beispiel

Um zu zeigen, welche Figuren sich im ELBSTEIN-Setting entwickeln lassen, stelle ich hier einmal Heme Alkema vor. Er ist gleichzeitig eine Art möglicher Auftraggeber und eine mögliche Figur für das Abenteuer „Des Grafen neuer Rock“, dass ich als Einführung für den Hintergrund geschrieben habe. Auf meinem Patreon-Account werden dazu noch sein Geheimnis – von dem er nicht einmal selbst etwas ahnt – und im Rahmen der Open Licence mögliche Regeldaten für die 5. Edition des ältesten Rollenspiels und die aktuelle Savage Worlds Edition erscheinen.

 

Heme Alkema

Illustration Instagram @oleg_khachkovskiy_art

Mein Name ist Heme Alkema. Ich wurde im Julei des Jahres 1629 AR auf dem Vogthof in Garrel geboren.

Mein Vater Flotte Alkema ist der Landvogt von Garrel, ein Dienstmann der Grafen von Ohlenburg, die dieses Amt schon seit Generationen mit Alkemas besetzen. Mein älterer Bruder Urs wird deshalb wohl auch der nächste Landvogt.

Meine Mutter Inaken Lebewohl ist eine Tochter des gräflichen Stallmeisters Hans Lebewohl, der für die Pferdezucht in der Grafschaft zuständig ist. Leider habe ich sie nie kennen gelernt, da sie seit meiner Geburt an der Trauerplage leidet und seither im gräflichen Schloss in Ohlenburg bei ihrem Vater lebt. Wenn ich sie besuche, bricht sie meist in Tränen aus und beginnt, leise zu beten.

Mein Onkel Harm Alkema ist das schwarze Schaf der Familie. Er wurde zum Studium der Rechtswissenschaften nach Maibeck geschickt, von wo er jedoch unter mysteriösen Umständen verschwand und sich einem Leben als Abenteurer verschrieb. Alle paar Jahre hat er sich in Garrel blicken lassen, häufig in Begleitung zwielichtiger Leute. Mein Vater sorgt dafür, dass ich nie mit ihm alleine bin, damit er mir keine Flausen in den Kopf setzt, doch ich liebe es, Onkel Harms Geschichten über seine Reisen zu hören.

Davon lasse ich mich jedoch nie lange beeindrucken, denn ich liebe mein Leben viel zu sehr, um es nicht zu genießen. Mit meinem guten Aussehen, meinem Frohsinn und meiner Wortgewandtheit schließen mich die meisten Menschen schnell in ihr Herz, insbesondere bin ich mir der Liebe meines Vaters bewusst, der mir zum Ärger meines Bruders Urs kaum einen Wunsch ablehnen kann. Meine Familie ist zwar nicht reich, aber es fehlt mir an nichts, und was uns an adliger Abstammung fehlt, macht der gute Ruf der Alkemas als ehrenwertes Geschlecht wett. Etwas, dass uns zwar von den altadligen Familien der Grafschaft geneidet wird, uns bei den vielen Freibauern Ohlenburgs jedoch nur umso beliebter macht.

Dass mich die älteren Bewohner des Gutes manchmal mit sorgenvoller oder gar verächtlicher Miene betrachten, verwundert mich gelegentlich. Wenn ich nach dem Grund frage, antworten sie jedoch stets, dass ich mich versehen haben müsse und so ignoriere ich sie.

Ich wurde in der reformistischen Lehre Paulus Gnadegotts im Glauben an den Einen Gott erzogen. In den Gottesdienst gehe ich jedoch nur sehr selten. Einmal weil auch mein Vater nur gerade so oft in die Kirche geht, wie es sich eben noch schickt, und zum anderen, weil ich mich dort immer schnell sehr schlecht fühle. Ich habe das noch niemandem erzählt, wer weiß, was es zu bedeuten hat, aber ich glaube, meinem Vater geht es ähnlich.

Zwar stand mir als zweiter Sohn der Familie eigentlich eine Laufbahn als Beamter des Grafen bevor, doch ich konnte meinem Vater diese schreckliche Idee leicht ausreden und mich von ihm stattdessen zum Soldaten ausbilden lassen. Da er selbst einst als Hauptmann der Union eine Kompanie befehligte, gefiel es meinem Vater sogar ganz besonders, mich zu einem guten Fechter auszubilden. Obwohl ich als Leutnant im Dienstes einer der vielen Kriegsparteien sicher schnell Ruhm erringen und eine Laufbahn als Offizier beginnen könnte, zieht mich jedoch noch nichts aus Garrel fort.

Nach allem, was ich von meinem Vater über den Krieg hörte, gefällt es mir sehr viel besser, meine Zeit mit der Jagd, langen Ausritten, beim Kartenspiel oder in den Armen einer schönen Frau zu verbringen. Besonders letzteres bereitet mir großes Vergnügen, auch wenn ich gegenwärtig versuche, meiner Liebsten Marieke Lämmerbein treu zu bleiben. Seit einem Jahr verbindet mich nämlich eine geheime Liebschaft mit der schönen Tochter des Freiherrn von Behorn, die mit ihrer unabhängigen und klugen Persönlichkeit mehr und mehr mein Herz vereinnahmt. Eine Heirat steht zwar außer Frage, die würde ihr Vater nie erlauben, der für die Herkunft meiner Familie nur Verachtung übrig hat. Doch gerade deshalb, genieße ich es umso mehr, wenn sie dem Freiherrn erzählt, dass sie die Einsiedelei des steinalten Predigers Wohlfahrt Himmelsruh aufsuche, um mit ihm die Nacht im Gebet zu verbringen, und sich stattdessen in meinen Armen vergnügt.

 

Auf ins Abenteuer

Deshalb ist es mir ein wahres Vergnügen und als Ehrenmann auch eine hehre Pflicht, ihr jetzt beizustehen, wo sie so unverhofft in eine ungeahnte Bedrängnis geraten ist.

Wie mir Marieke nämlich bei unserem letzten Stelldichein im Schneiderkrug nahe der Festung Koppelburg verriet, soll sie demnächst Rolfgeorg Bennigsen, den Sohn des Freiherrn von Boesl heiraten. Dieser dickliche Tölpel könnte bald zum Herrn von Lastrop und damit zu einer wahrhaft guten Partie aufsteigen. Nachdem der Ritter von Lastrop im letzten Jahr im Dienste des Suedenkönigs zu Tode gekommen war und es keinen Nachfolger gab, ersuchte der Freiherr von Boesl beim Grafen nämlich darum, seinen jüngeren Sohn mit dem Rittergut zu belehnen. Zwar war es klar, dass ihr Vater Marieke irgendwann verheiraten würde, doch die Aussicht Heme gegen Rolfgeorg einzutauschen, war ihr ein echtes Gräuel. Also entwickelten wir einen Plan.

Ich würde meinem Vater vorschlagen, den Grafen zu bitten, meinen Bruder Urs zum Ritter von Lastrop zu machen. Nicht nur, dass Urs in allen Dingen geeigneter war, das große Gut zu leiten, es würde meine Familie auch in den Adelsstand erheben und mich zum Nachfolger meines Vaters machen. Und da Urs bereits glücklich verheiratet war, könnte er Marieke nicht mehr ehelichen. Durch seinen Aufstieg könnte ihr Vater jedoch möglicherweise doch eine Verbindung unserer Familien in Betracht ziehen. Wie erwartet, gefiel meinem Vater die Idee sofort. Er reiste nach Ohlenburg und bat den Grafen formell, den langen und treuen Dienst der Alkemas mit dem Rittergut zu würdigen. Der Graf versprach, es zu erwägen, doch erklärte meinem Vater auch, dass er damit vielleicht viele Mitglieder des Erbadels der Grafschaft gegen sich aufbringen könnte.

In dem Gespräch ihres Vaters mit Rolfgeorgs Vater, dass Marieke belauschte, ergab sich jedoch noch eine weitere Möglichkeit, die Entscheidung des Grafen zu beeinflussen. Die Bennigsens hatten nämlich bei dem berühmten Schneider Arle Lijjerfelde aus Assseldamm einige schmucke Jagdröcke bestellt, um den Grafen, der viel Wert auf Mode und gute Kleidung legt, zu beeindrucken. Den wertvollsten dieser Röcke sollte Rolfgeorg bei einer anstehenden großen Jagd, zu der sich die wichtigsten Würdenträger der Grafschaft in Garrel versammeln würden, dem Grafen als Geschenk überreichen und den anderen dabei selbst tragen. Das könnte, da bin ich mir mit Marieke einig, den Ausschlag für die Entscheidung des Grafen geben.

Genau hier setzte deshalb unser Plan an. Marieke versprach, bei einer Roti-Sippe, die gerade in der Grafschaft weilte, eine Salbe zu besorgen, die zu schrecklichem Ausschlag und schlimmer Warzenbildung führen würde. In die Röcke geschmiert, würde die Salbe Rolfgeorg und den Grafen auf Monate verunstalten, ohne sie ernsthaft zu gefährden. Gelänge dies, würde es der Graf sicher zum Anlass nehmen, Urs Alkema mit dem Rittergut zu belehnen. Nun müsste man nur noch die Salbe in die Röcke streichen, die Marieke zufolge sicher verwahrt im Gutshaus von Boesl liegen.

Beschreibung:

Heme ist 19 Jahre alt, groß und schlank. Er trägt seine blonden Haare lang und seine Augen sind ungewöhnlich grün. Sein schmales Gesicht und seine leicht schrägen Augenhöhlen verleihen ihm in den Augen vieler Altreicher eine exotische Schönheit. Sein heller Hautton bleibt auch von starkem Sonnenschein unberührt. So sind seine langen, ein wenig spitz zulaufenden Ohren sein einziger Makel, den er jedoch unter seinen langen Haaren geschickt verbirgt.

Die Art, wie Heme sich bewegt und seine klare Stimme verleihen ihm eine natürliche, elegante Präsenz, die er geschickt zu nutzen versteht. Seine gute Kleidung trägt er mit selbstbewusster Sicherheit immer einen Hauch zu lässig.

Meine Gefährten:

Laster Hohlkoppe ist etwas naiv, aber ein treuer Knecht meines Vaters. Alle Bauern der Grafschaft scheinen ihn zu kennen, weil er wohl einmal eine Familie vor Räubern beschützt hat. Er ist stark und nimmt regelmäßig am Waffentraining der Landwehr teil. Mein Vater scheint in ihm so etwas wie meinen Beschützer zu sehen, weshalb er ihn mir gern zur Seite stellt, wenn ich Garrel verlasse. Ich mag ihn, weil er sich stets im Hintergrund zu halten versteht, und meine Geheimnisse bewahren kann.

Albert Fuchs ist ein lustiger Geselle und guter Kartenspieler, den ich an den Spieltischen in verschiedenen Gasthäusern der Grafschaft kennengelernt habe. Er ist schon weit gereist und kennt viele gute Geschichten. Der Ohlenburger dient einem Kaufmann aus Asseldamm, scheint sich aber nicht viel daraus zu machen. Hin und wieder besucht er mich in Garrel und so fragte ich ihn, ob er mich bei der geplanten Unternehmung in Boesl unterstützen wollte.

Terzio ist ein Roti, ein Mitglied des fahrenden Volkes, dessen Sippe regelmäßig durch die Grafschaft reist. Offenbar hat Marieke ihn kennengelernt, als sie die Salbe erwarb und machte ihn dort zu ihrem Diener. Ich gebe offen zu, dass ich Eifersucht empfand, weil er bei Licht betrachtet, sogar besser aussieht, als ich. Doch Terzio benahm sich mir gegenüber gänzlich unbefangen und Marieke ließ in unserem Zimmer im Schneiderkrug keinen Zweifel daran, dass sie mir verfallen war. Sie meinte, er könne sich in Boesl ebenso nützlich erweisen wie mein Freund Albert.

Knuti Hufer ist der junge Jäger meines Vaters. Er und ich verbrachten schon viele Stunden gemeinsam auf der Jagd nach Rotwild, Wildschweinen und Wölfen und wurden dabei zu guten Freunden. Ich nehme ihn stets mit, wenn ich Marieke treffe, und während ich dort mit ihr Zeit verbringe, sorgt er dafür, dass wir mit angemessener Beute nach Garrel zurückkehren und hütet unser Geheimnis.

Marieke von Lämmerbein – was soll ich sagen, natürlich ist es völlig unangemessen, mit ihr zusammen den Versuch zu unternehmen, die Salbe in die Röcke zu streichen. Es gäbe auch kaum eine Erklärung dafür, mit ihr zusammen durch die Grafschaft zu reiten. Doch wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann geschieht das meist auch.

Elke Zwiggen ist Mariekes Dienerin. Eine geschickte und weltgewandte junge Frau aus Behorn, deren Mutter dort ein Gasthaus leitet und sie in die Stellung beim Freiherrn vermittelte. Sie ist hübsch, aber hat ein freches Mundwerk. Trotzdem, Marieke meint, sie könne nützlich sein.